Die Schiene als Alternative

Container sind derzeit weltweit knapp und auf den Schiffen fehlt es an Platz – ein Problem, insbesondere im Weihnachtsgeschäft. Militzer & Münch Deutschland begegnet dieser Herausforderung auf der Schiene. Für zwei Kunden wurden deshalb sechs komplette Züge zwischen China und Duisburg eingerichtet.

Aufgrund des Ungleichgewichts im Handel zwischen China und Europa ist eine große Anzahl von Containern in europäischen Häfen und Terminals gestrandet. Diese fehlen entsprechend häufig für Verkehre aus Asien in Richtung Europa – ganz besonders im wichtigen Herbst- und Weihnachtsgeschäft.

„Es ist wie im richtigen Leben: Wenn man früh genug plant, kommt man leichter über die Runden“, sagt Michael Spitzlei, Head of Business Segment Rail bei der M&M air sea cargo GmbH. „Für den Transport auf der Schiene werden immer einzelne Container oder Flächen angeboten. Die Abwicklung von Transporten auf dem Seeweg von und nach Europa ist momentan jedoch in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung und die Buchungslage ist kritisch.“ Industriekunden erhalten ihre Plätze bei den Reedereien oft nur zu aktuellen Tages- oder Marktraten, statt zu den ursprünglich vereinbarten Kontraktraten. Deshalb weichen viele Verlader derzeit auf die Schiene aus, wie es zum Beispiel Großkunden von Militzer & Münch getan haben.

Für die Kunden, darunter eine globale Großhandelskette, hat Militzer & Münch im August sechs vollständige Züge von China nach Duisburg auf den Weg gebracht. Dabei arbeitete das Rail-Team in Deutschland eng mit den Kollegen von Militzer & Münch China zusammen. Die Gesamtlaufzeit von Terminal zu Terminal betrug 25 Tage – trotz Staus an den Grenzen lag sie damit im Rahmen der üblichen Laufzeiten. Es handelte sich dabei um komplette Militzer & Münch-Züge, die ausschließlich 50 x 40 Fuß High Cube Container mit Waren für diesen Kunden transportierten. So erweist sich die Schiene Gerade in Krisenzeiten als zuverlässige Alternative zum Seetransport.

Militzer & Münch Frankreich wächst selektiv weiter

Militzer & Münch Frankreich hat den Supply-Chain-Management-Spezialisten ACTE International in der Nähe von Grenoble übernommen. Eine gute Investition: Kunden profitieren von einem Top-Service – Militzer & Münch sieht neue Wachstumschancen.

Ob reibungslose Lieferkette, zoll- und außenwirtschaftliche Vorschriften oder die Vermeidung von Korruptionsrisiken: Grenzüberschreitende Geschäfte sind für Unternehmen nach wie vor eine Herausforderung. Mit ACTE International hat Militzer & Münch jetzt Experten in Grenoble an Bord, die Kunden Beratung, Service und Trainings rund um die Supply Chain bieten (siehe Infokasten).

Damit baut Militzer & Münch seine Kompetenz in Frankreich konsequent weiter aus: 2018 hat das Unternehmen bereits eine eigene Zollagentur gegründet mit Büros in allen Transport-Niederlassungen, unter anderem in Lille, Paris, Lyon, Marseille, Toulouse, Bordeaux und Nantes. Und vor wenigen Monaten übernahm Militzer & Münch Frankreich die Unternehmen ITP und ITPL der LPS-Gruppe (Logistique et Prestations de Services), die auf Warentransporte in die Maghreb-Länder spezialisiert sind – einem der Schlüsselmärkte von Militzer & Münch.

„Die Spezialisten von ACTE International vervollständigen unser Portfolio in den Bereichen Global Supply Chain Management, Zoll, CSR und Compliance“, sagt Guillaume de Laage de Meux, der Geschäftsführer von Militzer & Münch Frankreich ist und gleichzeitig Regional Managing Director South West Europe / Maghreb. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem neuen Angebot auch neue Kunden von unseren Leistungen überzeugen können.“

„Militzer & Münch ist seit vielen Jahrzehnten zwischen Europa und Nordafrika aktiv. Wir übernehmen für unsere Kunden die Beschaffungs- und Distributionslogistik und verfügen dabei über profundes Branchen-Know-how – zum Beispiel im Bereich Pharma, Textil und Automotive. Und wir sehen, dass die Sendungsmengen von Jahr zu Jahr wachsen, denn die Maghreb-Staaten sind für unsere Kunden in Europa die logistische Brücke nach Afrika.“

Guillaume de Laage de Meux
Geschäftsführer Militzer & Münch Frankreich, Regional Managing Director South West Europe / Maghreb und Mitglied des Board of Directors der M&M Militzer & Münch International Holding AG

ACTE International – Spezialist für Supply Chain Management

Als Experte für Cross-Trade ist ACTE International seit 1995 in allen Aspekten des Supply Chain Managements tätig: als Spediteur und registrierter Zollvertreter (Représentant en Douane Enregistré – RDE), als Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen für den internationalen Import-Export-Handel und als anerkanntes Berufsbildungszentrum. Hier ein Überblick der Services:

Supply Chain Management

  • Koordinierung und Optimierung von globalen Lieferketten
  • Planung und Verwaltung von Cross-Trade-Geschäften
  • Vergabe von Unteraufträgen für die Verwaltung von Exportverkäufen
  • Betrieb einer komplexen Import-/Exportlogistik


Zollmanagement

  • Zollexpertise und -beratung für europäische Unternehmen (Import/Export)
  • Internationales Zoll-Coaching
  • Optimierung von Zöllen und Steuern
  • Operative Zollzentralisierung


Corporate Social Responsibility (CSR)

  • Beratung zur Umsetzung von CSR auf lokaler und internationaler Ebene
  • Sozial-, Umwelt-, Bausicherheits- und Anti-Korruptions-Audits
  • Bewertung und Kartierung von CSR- und Korruptionsrisiken in der internationalen Lieferkette
  • Zertifizierung von Antikorruptionsprogrammen und -systemen durch ETHIC Intelligence *

 

* ETHIC Intelligence ist eine Zertifizierungsagentur, die sich auf Compliance- und Anti-Korruptions-Audits nach ISO-Normen konzentriert. Spezialisierte Auditoren zertifizieren nach ISO 37001 und ISO 37301, bieten aber auch allgemeine Audits für Vertriebspartner, Lieferanten und nach ISO 19600 an.

Neues Terminal in Sofia eingeweiht

Smart, effizient und zukunftsorientiert: Am 19. Mai hat M&M Militzer & Münch BG Co. Ltd. sein neues Umschlagterminal in Sofia offiziell eröffnet. Die Cross-Docking-Anlage ist mit hochmoderner Technik ausgestattet und sorgt so für einen effizienten Umschlag von Stück- und Sammelgut. Gleichzeitig ist sie für Militzer & Münch in Bulgarien die Basis für weiteres Wachstum im Straßengüterverkehr.

Die neue Anlage wurde ganz nach den Anforderungen von Militzer & Münch Bulgarien errichtet. Ihre Umschlagfläche umfasst 1.800 Quadratmeter. Die ein- und ausgehenden Sendungen werden über 16 Ladetore abgewickelt und mit Industrie-Tablets der neuesten Generation gescannt. Für ein hohes Maß an Sicherheit sorgt unter anderem die Videoüberwachung der gesamten Anlage durch 60 Kameras.

Zusätzlich bietet die Anlage 880 Quadratmeter große, hochmoderne Büroflächen, die ideale Arbeitsbedingungen für das gesamte Verwaltungs- und Straßentransport-Team von Militzer & Münch Bulgarien schaffen. Vom Terminal aus werden vor allem Deutschland, Italien, Frankreich, Benelux, Spanien und Nordeuropa bedient.

„Mit der neuen Umschlaganlage wollen wir im Straßensegment weiter expandieren“, erklärt Sacho Todorov, CEO M&M Militzer & Münch BG Co. Ltd. „Dank der modernen Technik wickeln wir den Stückgutumschlag jetzt verstärkt digital ab, steigern die Effizienz und heben das Qualitätsniveau noch weiter an. Unseren Neu- und Bestandskunden eröffnen wir damit zusätzliche Möglichkeiten.“

Zu groß für jede Tür

Transport mit Übergröße: Für einen Hersteller von Bau- und Haushaltsmaterialien transportierte Militzer & Münch von Mai bis Oktober 2021 sieben Autoklaven nach Usbekistan. Das Gewicht von jeweils 83.000 Kilogramm und die Dimensionen der Autoklaven stellten das Team von Militzer & Münch Usbekistan vor einige Herausforderungen – und das waren nicht die einzigen Hürden, die sie überwinden mussten.

Ein Autoklav ist ein verschließbarer Druckbehälter, der verschiedene Formen haben kann. In der Industrie werden Autoklaven unter anderem zum Aushärten von Baustoffen, zum Vulkanisieren von Reifen oder zum Sterilisieren verwendet. Sie sind zudem in der heimischen Küche anzutreffen, denn auch Schnellkochtöpfe werden den Autoklaven zugeordnet.

Die Dimensionen der sieben Autoklaven, die Militzer & Münch für den Kunden von Norddeutschland nach Chirchiq bei Taschkent transportiert hat, erinnern jedoch wenig an Kochtöpfe. „Mit einer Länge von 45 Metern und einem Durchmesser von 4 Metern sind die Autoklaven so groß, dass die Fabrik, in der sie künftig für die Herstellung von Porenbeton-Bausteinen genutzt werden, um sie herum gebaut werden muss. Keine Tür wäre groß genug, um sie im Nachhinein einzubauen“, sagt Yulduz Babajanova, Leiterin der Projektabteilung bei Militzer & Münch Usbekistan. „Eine pünktliche Lieferung war deshalb ein wesentlicher Faktor in der Zeitplanung für den Bau der Fabrik in Chirchiq.“

Multimodal und auf verschiedenen Routen

Die Autoklaven hat Militzer & Münch Usbekistan mit drei Transporten ans Ziel gebracht. Da es für Transporte von diesem Ausmaß keine Standardlösungen gibt, arbeitete das Projektteam mit drei Subunternehmern zusammen. Dabei setzten sie auf unterschiedliche Routen und verschiedene multimodale Kombinationen. „Nachdem wir eine Vorauswahl getroffen hatten, hat uns Nikolaus Kohler, unser Regional Manager für Zentralasien, bei der Wahl der Subunternehmen beraten“, sagt Yulduz Babajanova. „Eine Ladung mit diesen Dimensionen bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Beispielsweise musste jeder der drei Transporte nach der Ankunft in Usbekistan mit einem Konvoi von Begleitfahrzeugen zur Baustelle gebracht werden, um maximale Sicherheit zu gewährleisten. Zudem waren wir bei den Transitzeiten nicht flexibel.“

Verzögerungen in St. Petersburg

Der erste Transport startete im Mai 2021. Militzer & Münch transportierte zwei Autoklaven vom Ausgangsort in Norddeutschland erst per Lkw und dann via Binnenschifffahrt nach Antwerpen. Dort wurden sie auf ein Transportschiff verladen und bis nach St. Petersburg verschifft. In St. Petersburg kam es allerdings zu starken Verzögerungen, da die russische Eisenbahn aufgrund von Überlastungen der Bahnplattformen die Transitzeiten nicht einhalten konnte. Danach ging es auf der Schiene weiter ins kasachische Shymkent und von dort aus per Lkw bis zur Baustelle nach Chirchiq.

Der erste Transport dauerte aufgrund der Verzögerungen 135 Tage und hatte damit die längste Transitzeit der drei Transporte. Um dies beim zweiten Transport zu vermeiden, wählte Militzer & Münch eine alternative Route. Bis nach St. Petersburg nahmen die zwei Autoklaven denselben Weg. Von dort aus wurde die Ladung dann jedoch nicht auf der Schiene weiter transportiert, sondern auf dem Wolga-Don-Kanal über das Kaspische Meer bis nach Aktau in Kasachstan. Dort wurde die Ladung auf Lkw umgeladen und legte den Rest des Weges auf der Straße zurück – der gesamte Transport dauerte nur 60 Tage.

Transport Nummer drei war sogar noch schneller. Es dauerte nur 55 Tage, die drei Autoklaven von Norddeutschland bis nach Chirchiq zu befördern. Auch hier wurde die Ladung erst nach St. Petersburg gebracht, über den Wolga-Don-Kanal ging es dann jedoch weiter bis ins russische Togliatti und von dort auf der Straße bis zur Baustelle.

Zufriedener Kunde

„Trotz der Verzögerung konnten wir den Transport zur vollsten Zufriedenheit unseres Kunden abwickeln und die Autoklaven innerhalb des Zeitplans liefern“, sagt Khurshid Kasimdzhanov, Managing Director bei Militzer & Münch Usbekistan. „Der Kunde hat bereits bei einigen Projekten mit uns zusammengearbeitet und wir konnten ihn auch diesmal von uns überzeugen. Dieser Erfolg ist in erster Linie der guten Arbeit unseres Teams in Usbekistan zu verdanken, aber auch der Flexibilität und dem Einfallsreichtum unserer Subunternehmer.“

 

Container sind knapp – was jetzt wichtig ist

Erst Corona, dann Staus in Häfen und veränderte Warenströme – Platz in Containern ist schwer zu bekommen, weltweit. Militzer & Münch hat die Zusammenarbeit mit seinen Kunden intensiviert, um der Herausforderung mit pragmatischen Lösungen zu begegnen.

Weltweit sind rund 25 Millionen Container im Umlauf, und sie transportieren rund 90 Prozent aller Waren[1]. Doch erst jetzt, wo sie knapp werden und die Frachtpreise in die Höhe gehen, rücken sie in den Fokus der Öffentlichkeit.

Unvorhersehbare Dynamik – wie es zum Mangel kam

Die Ursachen für den Mangel sind schnell erklärt: Schon 2019 wurden weltweit weniger Container bestellt, eine Folge des Handelskriegs zwischen den USA und China. Mit Corona ging die Wirtschaft in den Lockdown, auch in dieser Phase wurden weniger Boxen geordert. Ende März 2020 lagerten über vier Millionen leere 20-Fuß-Container bei Containerherstellern und in chinesischen Häfen – von einem Mangel ging damals niemand aus.

Dann kam die Wirtschaft wieder in Schwung, aber nicht an allen Orten gleichzeitig und auch nicht für alle Branchen gleichermaßen. Die Warenströme folgen nicht mehr dem bekannten Muster, seitdem stauen sich Container in den Häfen und können nicht abgefertigt werden, denn es stehen auch weniger einsatzfähige Schiffe zur Verfügung. Im Schienenverkehr auf der Relation China-Europa erschweren derzeit verstopfte Grenzübergänge die Situation. Hinzu kommen Baustellen im Schienennetz und Überschwemmungen, die dazu führen, dass auch Waggons nicht rechtzeitig bereitstehen.

Derzeit produzieren Containerhersteller die begehrten Stahlboxen auf Hochtouren. Doch die (Mangel-) Situation wird sich in den nächsten Monaten wahrscheinlich noch nicht entspannen. Das hemmt den internationalen Handel und treibt die Frachtraten in die Höhe.

Militzer & Münch bietet Kunden pragmatische Lösungen

„Ganz entscheidend ist es, dass wir unsere Kunden frühzeitig informieren, falls es Abweichungen vom ursprünglichen Zeitplan gibt. Denn für unsere Kunden ist die Situation mehr als herausfordernd“, sagt Holger Seehusen, Geschäftsführer der M&M air sea cargo GmbH und Mitglied des Militzer & Münch Group Management. „Um tragbare und belastbare Lösungen zu finden, arbeiten unsere weltweit agierenden Teams noch enger mit unseren Kunden, aber auch mit allen an der Transportabwicklung beteiligten Partnern zusammen und bieten pragmatische und vor allen Dingen bezahlbare Alternativen.“

Umfassende und zeitnahe Information

Fehlendes Equipment, Überlastungen an Grenzübergängen oder Baustellen – wenn die Logistik stockt, informiert Militzer & Münch seine Kunden zeitnah. Dann bleibt noch ausreichend Zeit, um nach Alternativen zu suchen, denn manche Lieferungen dürfen einfach nicht zu spät kommen.

Hilfestellung für bezahlbare Alternativen

Dann folgt die Suche nach machbaren und bezahlbaren Alternativen. „Wir suchen in Absprache mit unseren Kunden nach Lösungen, wie wir die Engpässe umgehen können“, sagt Holger Seehusen. „Dazu gehört die Suche nach alternativen Routen, Verkehrsträgern und die Beschaffung von Equipment. Unser großer Vorteil: Wir können alle Verkehrsträger anbieten.“

Neue Militzer & Münch-Container

Außerdem hat Militzer & Münch seinen Bestand an Containern erhöht: Die Business Unit Rail, ein Geschäftsbereich der M&M air sea cargo GmbH, hat gemeinsam mit Militzer & Münch China eine größere Anzahl von 40-Fuß-Containern gekauft. Einige davon wurden gebrandet.

„Verspätungen werden sich auch in den nächsten Monaten nicht ganz vermeiden lassen“, sagt Holger Seehusen. „Aber unsere Kunden können sich auf uns verlassen, dass wir alles dafür tun, um die Situation zu entschärfen. Das erfordert von uns eine Menge zusätzlicher Arbeit, die wir im Sinne und Dienste unserer Kunden gerne leisten. Aber gemeinsam können wir es schaffen.”

 


[1] Diese und folgende Zahlen zur Marktlage stammen von Guillaume Dhamelincourt, Business Development-Product Specialist bei JK Capital Management, einem Unternehmen der La-Française-Gruppe: www.institutional-money.com/news/maerkte/headline/schiffscontainer-knappheit-bedroht-globalen-handel-205915/

Ein Zug von Militzer & Münch trifft nach seiner langen Reise aus China in Hamburg ein.

Von Tür zu Tür mit 52 Lkw

Über 50 Lkw mit zahlreichen Einzelteilen starteten im Frühjahr ihre Route in Deutschland und Estland. Über den Land- und Seeweg ging es nach Nowotscheboksarsk wo aus den fertigen Teilen eine Wasserstoff-Fabrik entsteht. Ein herausforderndes Projekt – aber kein Neuland für das erfahrene Team von Militzer & Münch.

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Er ist vielseitig einsetzbar und ein Schlüsselelement für das Gelingen der Energiewende. Bislang findet Wasserstoff vor allem in der chemischen Industrie Anwendung, aber auch als Treibstoff für Fahrzeuge wird er immer wichtiger. Wasserstoff ist allerdings keine Primärenergie, sondern muss wie Strom in speziellen Fabriken produziert werden.

Eine solche Anlage zur Herstellung von Wasserstoff war kürzlich unterwegs nach Russland: mit insgesamt 52 Lkw, die meisten von ihnen Sondertransporte mit Genehmigungen und Begleitfahrzeugen. Über einen Zeitraum von rund zwei Monaten lieferte Militzer & Münch die einzelnen Komponenten von Deutschland und Estland aus nach Nowotscheboksarsk. Je nach Abholort ging es für einen Teil der Ladung von Hamburg aus mit der Fähre über die Ostsee. Der Großteil der Transporte erfolgte jedoch auf dem Landweg.

Mit guter Planung zum Ziel

Dabei kam die Wasserstoff-Fabrik ganz ohne Umwege in St. Petersburg an. Bei dem Projekt handelte es sich nämlich um eine Tür zu Tür-Lieferung. Die einzelnen Teile wurden bei den jeweiligen Herstellern abgeholt und direkt an den Empfänger in Russland geliefert. Für eine möglichst unkomplizierte Zollabwicklung beauftragte der Empfänger zudem eine Klassifizierung. So konnten mehrere Teile unter derselben Zolltarifnummer angemeldet und en bloc verzollt werden.

Bei einem Transport dieser Größenordnung stehen eine gute Organisation und Koordination im Mittelpunkt. Kein Problem für das Militzer & Münch-Team Filderstadt rund um Hardy Rosentreter. Für den Kunden, einen Anlagenbauer für Gasreinigungs- und Gaserzeugungsanlagen, war das nicht der erste Auftrag dieser Art. Ähnliche Anlagen lieferte Militzer & Münch zuvor bereits erfolgreich nach Polen und in die Türkei.

„Die Wasserstoff-Fabrik in Nowotscheboksarsk ist ein wichtiger Beitrag zur Energiewende“, sagt Thomas Winter, Geschäftsführer bei M&M Militzer & Münch GmbH, M&M air sea cargo GmbH. „Wir freuen uns, dass wir als Logistikdienstleister daran beteiligt sind, in unseren Kernregionen Projekte voranzutreiben, die alternative Energiequellen unterstützen.“

Erster LNG-Lkw bei Militzer & Münch

Emissionsarme Transporte dank natürlicher Energie: Militzer & Münch Serbien setzt erstmals einen mit LNG (Flüssigerdgas) betriebenen Lkw ein. Das speziell gebrandete Fahrzeug verkehrt zwischen Serbien und Norddeutschland und reduziert die CO2-Emissionen auf dieser Strecke deutlich.

Somit ist der LNG-Lkw Teil der globalen Klimaschutz-Strategie des Unternehmens. Mit dem Einsatz des umweltfreundlichen Trucks will sich Militzer & Münch zudem noch stärker von seinen Konkurrenten abheben. „In Zukunft wollen wir unsere Flotte um so viele LNG-Lkw wie möglich erweitern“, so Nikola Vasiljevic, Executive Director von Militzer & Münch Serbien.

Umweltschonende Alternative zu Diesel

Wie benzinbetriebene Fahrzeuge laufen LNG-Lkw mit einem Verbrennungsmotor. Das Erdgas wird heruntergekühlt und in verflüssigtem Zustand gespeichert, in der Regel in einem Tank an der Seite des Lkw. Bei gleicher Leistungsfähigkeit wie Diesel-Lkw verursachen sie weniger Feinstaub-, CO2– und Stickstoff-Emissionen.

Militzer & Münch Serbien setzt erstmals einen Lkw ein, der mit Flüssigerdgas betrieben wird.

„Flache Hierarchien geben uns Spielraum, Ideen umzusetzen“

Holger Seehusen ist Mitglied des Militzer & Münch Group Management und Geschäftsführer der M&M air sea cargo GmbH, Deutschland. Dank seiner 30 Jahre Erfahrung in der Logistikbranche kennt er insbesondere den Markt in Asien sehr genau. Im Interview erklärt er, warum sich das Geschäft der Militzer & Münch Gruppe in den vergangenen Monaten gut entwickelt hat, und warum er es als Privileg empfindet, in der Logistikbranche zu arbeiten.

Herr Seehusen, Sie verantworten das Air & Sea Geschäft von Militzer & Münch. Wie haben sich die beiden Bereiche in diesem Jahr entwickelt?

Holger Seehusen: Seit 2018 bin ich von unserem Standort Frankfurt aus für die Air & Sea-Aktivitäten in Deutschland zuständig. Als Mitglied des Militzer & Münch Group Management verantworte ich zudem die Produktentwicklung des Bereichs Air & Sea weltweit. Die Produktentwicklung in unserer dezentral organisierten Unternehmensgruppe treiben wir unter dem Anspruch eines gemeinsamen Ansatzes und einer entsprechenden Umsetzung voran. Dazu zählt auch, in den einzelnen Landesgesellschaften eine gewisse Überzeugungsarbeit zu leisten. Aktuell befassen wir uns in diesen Geschäftsfeldern mit unterschiedlichen Projekten. Insbesondere steht hier das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund. Offen gesprochen ist das eine ganz spannende Aufgabe.

Vergangenes Jahr, nach den schwierigen Monaten wegen COVID-19 im Frühjahr, war die Geschäftsentwicklung im Bereich der Air & Sea-Aktivitäten, aber insbesondere auch die der Rail-Verkehre sehr zufriedenstellend. Diese überaus positive Entwicklung hat sich im laufenden Geschäftsjahr fortgesetzt. Unter anderem dank der Umstrukturierungen in den vergangenen Jahren waren wir zu Beginn der Pandemie bereits gut aufgestellt und haben die vorübergehende Unsicherheit in der Branche gemeistert. In den vergangenen Jahren haben wir einiges in unser Tradelane-Management für die Regionen USA, Asien und Indien investiert, einen Standort in Malaysia eröffnet, und damit wichtige Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Trotz der allgemeinen positiven Stimmung in der Branche dürfen wir uns meiner Meinung nach nicht von den derzeit guten Ergebnissen blenden lassen. Herausforderungen wie Digitalisierung, Nachwuchskräfte, Nachwuchsförderung, Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Transportabwicklung und der daraus resultierenden Verschiebung der Beschaffungsmärkte sind Themen, die wir auf der Agenda haben. Die Antworten dazu sind richtungsweisend für die Zukunft unserer Industrie.

Was unterscheidet Militzer & Münch vom Wettbewerb?

Holger Seehusen: Militzer & Münch ist ein Familienunternehmen, unser Selbstverständnis ist mittelständisch geprägt. Das bedeutet für mich, dass wir eine große soziale Verantwortung unseren Mitarbeitenden gegenüber haben – vermutlich mehr als das bei anderen großen Unternehmen der Fall ist. Flache Hierarchien geben uns Spielraum, Ideen umzusetzen. Die Kolleginnen und Kollegen lernen früh, selbst Verantwortung zu übernehmen und einfach mal etwas auszuprobieren. Erfolg und Misserfolg hängen von einer offenen Kommunikation und einem konstruktiven Feedback ab, was dazu dient, die persönliche Weiterentwicklung als Führungskraft zu begleiten.

Die Kundenzufriedenheit hat für Militzer & Münch höchste Priorität. Wie steht es aktuell um die Zufriedenheit Ihrer Kunden?

Holger Seehusen: Vor der Pandemie haben wir eine Umfrage unter unseren Kunden gemacht – und damals war die Zufriedenheit groß. Angesichts der Knappheit auf allen Verkehrsträgern sieht das offen gesprochen aktuell etwas anders aus. Im Supply Chain Management sind die allgemeinen Rahmenbedingungen in der gesamten Branche aktuell nicht zufriedenstellend. Wichtig ist es, die Kunden frühzeitig zu informieren, falls ein Transport nicht wie geplant stattfinden kann. Insbesondere unsere Kunden aus der Textilbranche haben zum Teil straffe Verträge mit ihren Kunden – da zählt wirklich jeder Tag. Wir steigen sehr früh in den Dialog mit dem Kunden ein und versuchen alternative Transportwege und Lösungen anzubieten. Oft haben wir keinen Einfluss darauf, ob zum Beispiel ein Container später und an einem anderen Zielhafen als ursprünglich geplant ankommt. Der Weitertransport im Hinterland muss dann kurzfristig umgeplant werden.

In einigen Lagern an Flughäfen herrscht ein Rückstau von mehreren Tausend Tonnen. Lkw warten zum Teil 48 Stunden, bis sie ihre Sendungen laden können. Zwischenzeitlich gibt es Lkw-Unternehmer, die keine Transportaufträge im Zusammenhang mit Abholungen an Flughäfen annehmen. Teilweise sind die Sendungen zwar pünktlich eingetroffen, es dauert aber eine Weile, bis sie in den vollgepackten Lagern der Airlines und Handling Agents gefunden werden.

Neben den Transport-Engpässen stehen wir auch bei der Suche nach Fachkräften vor Herausforderungen. Seit den Anschlägen vom 11. September gelten sehr strenge Regeln für das Personal an Flughäfen – und das gilt auch für den gewerblichen Bereich im Umschlagslager. Wer dort arbeiten will, benötigt die Zuverlässigkeitsüberprüfung entsprechend des Luftsicherheitsgesetzes.

Gab es in den vergangenen Monaten neue Produkte im Air & Sea-Geschäft?

Holger Seehusen: Ein relativ neues Produkt haben wir gemeinsam mit unserem Tradelane-Management Greater China in Frankfurt und unserer Landesgesellschaft in China entwickelt: von China per Lkw über Kasachstan nach Europa, um unter anderem der Laderaumknappheit auf anderen Verkehrsträgern zu begegnen. Hier kommen uns unser Know-how und unsere eigenen Landesgesellschaften in Zentralasien zugute. Diese Transportalternative bieten wir unseren Kunden seit Ende 2020 mit wachsendem Erfolg an.

Zudem ist ein weiteres spannendes Projekt in Planung, und zwar ein Air-Truck-Service zwischen China und Europa. Von Shanghai soll es per Luftfracht in die kasachische Stadt Almaty gehen, und von dort per Lkw weiter nach Europa. Als Spediteur, der sich insbesondere mit Nischenmärkten auskennt, sind wir Experte für solch alternative Transportmodelle. Angesichts hoher Frachtraten und knapper Kapazitäten auf dem Seeweg ist dieses Produkt sicherlich eine attraktive Alternative für unsere Kunden.

Grundsätzlich dürfen wir von uns behaupten, dass wir das Potenzial des Schienenverkehrs zwischen Asien und Europa frühzeitig erkannt und verstanden haben. Die neue Seidenstraße hat weiterhin viel Potenzial für die Militzer & Münch Gruppe. Daher haben wir vor einiger Zeit den Bereich Rail unter der M&M air sea cargo GmbH angesiedelt. Ein vierköpfiges Team koordiniert von Düsseldorf aus alle unsere Schienentransporte.

Vom Standort Düsseldorf aus haben wir auch die Projektlogistik per Seefracht weiter ausgebaut. In Hamburg möchten wir im Bereich Luftfracht noch weiter wachsen, vor allem im Bereich AOG gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in China. Zudem streben wir als Militzer & Münch Gruppe die GDP-Zertifizierung an, die Good Distribution-Practice, um unseren Service für Pharma-Unternehmen zu erweitern.

Seit einiger Zeit beschäftigen Containerknappheit und Transportengpässe die Branche – das spürt auch Militzer & Münch. Gab es Verschiebungen bei den Transportmitteln?

Holger Seehusen: Ja, absolut. Zum Beispiel mussten wir 40 Tonnen Stahl von Europa nach Mexiko fliegen – ein Transport, der vorher als Seefracht geplant war. Wir haben den großen Vorteil, dass wir alle Verkehrsträger abdecken und schnell alternative Lösungen anbieten können. Aber hier gilt: Wir müssen die Liquidität unserer Kunden und Partner im Blick behalten, die wiederum darauf angewiesen sind, dass ihre eigenen Kunden pünktlich zahlen. Einige Transporte waren lange im Voraus geplant, aber die Frachtraten schossen in die Höhe – und das ist nicht für jeden Kunden einfach zu stemmen. Wir müssen uns der finanziellen Risiken immer bewusst sein.

Sie sind schon lange in der Logistikbranche aktiv. Was fasziniert Sie daran?

Holger Seehusen: Seit 1991 bin ich in der Branche zu Hause. Bevor ich meine Tätigkeit im Jahre 2018 bei der Militzer & Münch Gruppe aufgenommen habe, bin ich mehr als 17 Jahre für das Unternehmen Rhenus Logistics in unterschiedlichen Verantwortungsbereichen und Regionen tätig gewesen. Dazu gehörten neben Deutschland spannende Aufgaben in den GUS-Staaten, aber insbesondere auch in Asien und viele Jahre dann in Südostasien, bevor ich mich 2016 entschieden habe, zurück nach Deutschland zu gehen. Nach meiner Rückkehr habe ich nach einiger Zeit festgestellt, dass es eben nicht mehr mein „zu Hause“ ist, und ich etwas Neues ausprobieren wollte. Trotz der langen Zeit in dieser Branche habe ich eine Menge Spaß und lerne auch heute noch jeden Tag dazu. Ich empfinde es offen gesprochen als Privileg, noch immer diesen Spaß und die tägliche Herausforderung zu haben – das treibt mich an. Ich denke, dass ich die Begeisterung auf die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich unmittelbar zusammenarbeite, übertragen kann. Zumindest hoffe ich das, aber das kann mein berufliches Umfeld besser beurteilen.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die eine Laufbahn in der Logistikbranche anstreben?

Holger Seehusen: Die Branche ist sehr vielfältig und bietet großartige Entwicklungsmöglichkeiten. Reizvoll ist vor allem auch die Internationalität, die uns oft einen anderen Blick auf die Dinge ermöglicht. Wer neugierig ist, kann die Chancen dieser Branche gut nutzen – und das hoffe ich eben mit meinem Führungsstil täglich zu vermitteln.

Wir als Branche sind gefordert, das Image und die vielfältigen Möglichkeiten des Berufsbilds weiter zu verbessern. Im Rahmen unserer Kooperation mit der Universität St. Gallen (HSG) sponsern wir zum Beispiel den jährlichen Supply Chain Innovation Day und haben als Unternehmen im September 2021 an einem Panel des Events teilgenommen. Das ist aus meiner Sicht genau der richtige Ansatz, als Unternehmen präsent zu sein und mehr junge Menschen für die Logistik zu begeistern.