„Ich bin mir meiner großen Verantwortung bewusst.“

Russland ist nicht nur der flächenmäßig größte Staat der Erde, sondern hat auch eine gemeinsame Landesgrenze mit 14 Nachbarstaaten. Diese einzigartigen Faktoren stellen das Team von Militzer & Münch Russland vor besondere Herausforderungen. Wie die Mitarbeiter diese meistern, wie die neuen US-Sanktionen gegen Russland das Geschäft beeinflussen und welche Ziele Militzer & Münch Russland verfolgt, hat uns Marina Dshegrij erzählt. Sie ist die Geschäftsführerin von Militzer & Münch Russland und seit 2010 im Unternehmen tätig. 

Was haben Sie vor Ihrer Zeit bei Militzer & Münch gemacht? Was hat Sie bewogen in der Logistikbranche zu arbeiten?

Ich war 15 Jahre bei dem Logistikdienstleister Schenker RUSSIA tätig. Direkt nach meinem Studium habe ich dort angefangen und bin von einer operativen Mitarbeiterin zur stellvertretenden Direktorin aufgestiegen. Mir war schon immer klar, in welchem Bereich ich arbeiten möchte. Mein Vater war ebenfalls in der Logistik tätig, daher konnte ich mir keinen anderen Job vorstellen.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrer Position?

Zu den Herausforderungen zählt unter anderem das Marktverhalten richtig zu prognostizieren. Wir müssen die sich ständig verändernde Branche im Auge behalten und eine entsprechende Strategie für unser Unternehmen entwickeln. Was heute wichtig ist, kann morgen schon nicht mehr aktuell sein. Geschäfte in Zeiten der Stagnation oder der sinkenden Marktaktivitäten abzuwickeln – das ist eine Herausforderung für die Mitarbeiter und die Geschäftsführung. Die Gewinne, die wir erwirtschaften, müssen wir wohlüberlegt in die Zukunft unseres Unternehmens investieren.

International ist die Logistikbranche eher eine Männerdomäne. Wie erleben Sie als Frau in Ihrer Position diese Branche? 

Ich fühle mich wohl. Heutzutage belegen Frauen führende Positionen in Landesregierungen. Daher sind Frauen in der Verwaltung eines Unternehmens nicht mehr so exotisch.

Was sind die wichtigsten Projekte, die im Geschäftsjahr 2017/18 umgesetzt werden?

Wir führen jetzt eine neue Software ein. Im Moment ist das für uns die vorrangige Aufgabe. Damit werden wir unsere Attraktivität auf dem Markt fördern und die Produktivität steigern.

“Wir übernehmen regelmäßig die Komplettlieferung von großen Produktionsanlagen – von der Planung bis zur Umsetzung erhalten unsere Kunden alle Services bei uns.”

Marina Dshegrij, Geschäftsführerin Militzer & Münch Russland

Für welche Branchen ist Militzer & Münch Russland hauptsächlich tätig?

Wir sind für viele Branchen tätig. Die wichtigsten Kunden kommen aus den Bereichen Automobilindustrie, Konsumgüterproduktion, Ausrüstung und Mikroelektronik.

Gibt es Besonderheiten, die Militzer & Münch Russland vorweisen kann, und die Militzer & Münch vielleicht sogar vom Wettbewerb unterscheidet?

Neben den Dienstleistungen im Transportgeschäft, der Lagerlogistik und Zollabfertigung sind wir auch stark im Bereich Projekttransport. Wir übernehmen regelmäßig die Komplettlieferung von großen Produktionsanlagen – von der Planung bis zur Umsetzung erhalten unsere Kunden alle Services bei uns. Außerdem haben wir langjährige Erfahrung im Transport und der Lagerung von hochempfindlichen Geräten in so genannten Reinräumen. Zudem transportieren wir für viele Sportverbände Equipment zu Wettbewerben. Was uns zusätzlich auszeichnet, ist unser internes Reisebüro. Wir können unseren Kunden eine nahezu komplette Palette an Dienstleistungen vom Warentransport bis zur Abwicklung von Geschäftsreisen aus einer Hand bieten.

Die USA haben neue Sanktionen gegen Russland beschlossen. Sehen Sie darin Auswirkungen auf das Transportgeschäft von Militzer & Münch? 

Die Sanktionen beeinflussen die Situation in Russland: Die Investitionen aus dem Westen verringern sich, der Anteil der Investitionen aus dem Südosten wächst, der Markt orientiert sich um, zum Beispiel auf die inländische Produktion. Selbstverständlich wirkt sich all das auf verschiedene Industriebereiche und auch auf die Transportlogistikbranche aus. Wir spüren diese Veränderungen und versuchen, uns an die neuen Umstände schnell anzupassen.

Russland ist flächenmäßig der größte Staat der Erde und besonders weitläufig. Welche Herausforderungen ergeben sich für Warentransporte?

Die Russische Föderation erstreckt sich von Westen nach Osten über 10.000 Kilometer und von Norden nach Süden über 4.000 Kilometer. Ganz Russland nimmt eine Fläche von mehr als 17 Millionen Quadratkilometer ein. Wir haben 11 Zeitzonen. Nicht alle Orte verfügen über eine entwickelte Verkehrsinfrastruktur. Dadurch ist der Warenfluss in den verschiedenen Teilen Russlands unterschiedlich. Wir müssen immer genau informiert sein, wann, wie und mit welchen Transportmitteln die Waren in die jeweilige Region transportiert werden können. Das erhöht den Arbeitsaufwand und wirkt sich auf Liefertermine und -kosten aus. Die Anforderungen an Logistikunternehmen werden immer höher – diesen Herausforderungen stellen wir uns jedoch gern.

Russland hat eine gemeinsame Landesgrenze mit 14 Nachbarstaaten, so wie auch China. Ergeben sich dadurch Vorteile für die Logistikbranche?

Die Nähe zu den vielen anderen Ländern ist für den Warenaustausch natürlich förderlich – allerdings liegt unser Hauptpotenzial in der weiteren Entwicklung des Transitwarenstroms durch Russland. Aufgrund unserer Infrastruktur – die Qualität der Häfen, Flughäfen und Straßen sowie die Komplexität der Grenz- und Zollabfertigung – können wir dieses Potenzial derzeit noch nicht in vollem Umfang ausnutzen. Aber wir beobachten bereits positive Trends.

Mit welchen Ländern und Regionen pflegt Militzer & Münch Russland besonders enge Geschäftsbeziehungen? 

Die größten Warenströme kommen aus Deutschland und China. Dies spiegelt sich auch in der amtlichen Statistik über den Handel zwischen den Ländern wider. Der Warenumsatz zwischen Russland und China macht 14 Prozent und zwischen Russland und Deutschland acht Prozent des gesamten Warenumsatzes des Landes aus. Entsprechend intensiv sind unsere Geschäftsbeziehungen zu Deutschland und China.

Was sind Ihre Ziele für Militzer & Münch Russland?

Mir ist es wichtig, dass Militzer & Münch Russland weiterhin ein erfolgreiches, sich dynamisch entwickelndes Unternehmen bleibt. Ich bin mir meiner großen Verantwortung für die 300 Mitarbeiter bewusst. Sowohl unsere Kunden als auch unsere Mitarbeiter sollen sich gut aufgehoben fühlen und zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Militzer & Münch Frankreich in besten Händen

Seit zwölf Jahren ist der 48-jährige Guillaume de Laage de Meux schon für die Militzer & Münch Gruppe tätig. Derzeit ist er Managing Director von Militzer & Münch Frankreich sowie Regional Managing Director South West Europe / Maghreb. Wir hatten die Gelegenheit mit ihm zu sprechen, um mehr über seinen Aufgabenbereich zu erfahren und ihn auch persönlich näher kennenzulernen.

Wie lange sind Sie schon für Militzer & Münch tätig? 

Im Januar 2006 startete ich bei Militzer & Münch France als stellvertretender Generaldirektor. In dieser Funktion war ich für die Neugestaltung und Entwicklung des Unternehmens verantwortlich. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, die gesamte Struktur der Gruppe besser kennenzulernen. 2009 wurde ich zum Geschäftsführer ernannt. 2014 übernahm ich den Posten des Regional Managers für die Region South West Europe (SWE) / Maghreb und wurde bei dieser Gelegenheit auch in das Group Management der M&M Militzer & Münch International Holding AG gewählt.

Wie definieren Sie Ihre Aufgabe innerhalb der Gruppe? 

Meine vornehmliche Aufgabe ist es, die Geschäfte in der Region SWE / Maghreb gewinnbringend zu entwickeln und den Fortbestand unseres Unternehmens auch angesichts von gelegentlichen Rückschlägen und einem sich immer schneller wandelnden Geschäftsumfeld sicherzustellen.

Andererseits gehört es selbstverständlich auch zu meiner Verantwortung gegenüber den Aktionären, jedes Jahr die finanziellen Ziele zu erreichen, die mir vorgegeben werden – insbesondere durch Budgets, aber auch dadurch, dass ich die Weichen dauerhaft auf Rentabilität, Sicherheit und Wachstum stelle.

Schließlich trage ich auch eine große soziale Verantwortung gegenüber den 400 Mitarbeitern von Militzer & Münch in unserer Region. Meine Aufgabe ist es, Arbeitsplätze zu sichern und dafür zu sorgen, dass sich Mitarbeiter innerhalb der Militzer & Münch Gruppe beruflich entfalten können.

Können Sie uns mehr über Ihren ursprünglichen Beruf erzählen und was Sie bewogen hat, in die Logistikbranche einzusteigen?

Nach Abschluss der Handelsschule in Bordeaux habe ich in der französischen Armee eine Offiziersausbildung absolviert und gleichzeitig ein Diplom als Rechnungsprüfer erlangt. Abgeschlossen habe ich das Studium nach mehreren Jahren Berufserfahrung mit einem MBA (Master of Business Administration) an der britischen Cranfield Universität.

Es war ein logischer Schritt, meine berufliche Laufbahn in den Bereichen Buchhaltung und Finanzen in der internationalen Transportbranche zu beginnen. Da mir die Arbeit in dieser Branche gefiel, stieg ich schnell zum Leiter des Profitcenters in Frankreich und im Ausland auf.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrer Position?

Die größte Herausforderung besteht darin, den Spagat zu meistern zwischen den Anforderungen des Tagesgeschäfts und der Notwendigkeit, klare und relevante Ideen für die weitere Entwicklung von Militzer & Münch in unserer Region zu schaffen.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, bei den Teams präsent zu sein und die Beziehungen zu allen Standorten in der Region zu pflegen. Dabei profitiere ich davon, innerhalb unserer regionalen Organisation sehr kompetente, fleißige und eigenständige Country Manager zu haben, die mich unterstützen.

Wie teilen Sie Ihre Zeit zwischen der Geschäftsführung von Militzer & Münch Frankreich und der Leitung der Region SWE / Maghreb auf? 

Wenn man meine Aufgabe als Mitglied des Group Managements der Militzer & Münch Gruppe sowie die Tatsache berücksichtigt, dass ich quasi als Mittelsmann zwischen der Militzer & Münch Holding und den Ländern unserer Region fungiere, ergibt sich mehr oder weniger folgende Zeitaufteilung: 50 Prozent für die Geschäftsführung von Militzer & Münch Frankreich, 30 Prozent für die Angelegenheiten der Region SWE / Maghreb (Marokko, Tunesien, Algerien, Italien) und die übrigen 20 Prozent für meine Aufgaben als Mitglied des Group Managements der Militzer & Münch Gruppe.

Was sind die wichtigsten Projekte, die im Geschäftsjahr 2017/18 umgesetzt werden? Können Sie uns einige konkrete Beispiele für Frankreich, Italien und die Maghreb-Länder nennen?

In Frankreich haben wir eine eigene Zollagentur gegründet, um unseren Kundenservice zu verbessern und unseren Kunden verstärkt unsere Services im Zollmanagement anzubieten. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Verlegung unseres Pariser Standortes, die dazu dient, unser Wachstum in den kommenden 15 Jahren in aller Ruhe vorzubereiten. Das bestehende Lager am Pariser Standort ist zu klein geworden und schränkt uns sowohl bei der Abwicklung der Verkehre als auch beim potenziellen Neukundengeschäft ein. Mit dem neuen Standort wächst unsere Fläche um 60 Prozent, und wir verdoppeln die Anzahl unserer Laderampen. Zudem bietet uns der Standort mehr Platz für Büroflächen: Falls nötig können wir die Zahl der zusätzliche Mitarbeiter verdoppeln. Da er nur sieben Kilometer von unserer jetzigen Niederlassung entfernt ist, haben die Mitarbeiter keine Nachteile.

In Algerien werden wir durch die Gründung eines eigenen Standortes in Algier die Möglichkeit haben, unser starkes Wachstum in dem Land fortzusetzen.

Darüber hinaus möchten wir unsere Beziehungen innerhalb der Region zu Indien und Malaysia stark ausbauen – vor allem mit einer äußerst vielversprechenden Partnerschaft, die wir demnächst schließen werden.

Selbstverständlich ist diese Liste nicht vollständig, und wir überlegen uns ständig neue Projekte, die wir in Frankreich, Marokko, Tunesien, Algerien sowie in Italien umsetzen möchten. Die gesamte Unternehmensgruppe ist äußerst dynamisch und bereit, sich täglich neu zu erfinden.

Haben Sie bestimmte Ziele, die Sie erreichen möchten?

Unser Ziel ist es, die vereinbarten Budgets zu erreichen, und ich bin zuversichtlich, dass unsere Länder auf dem besten Weg dahin sind.

“Im Durchschnitt besuche ich jede Woche zwei Standorte in der Region, und das ist auch notwendig. Wir pflegen eine familiäre Unternehmenskultur, in der alle Manager vor Ort sehr aktiv sind und eine wichtige Vorbildrolle erfüllen.”

 

Guillaume de Laage de Meux, Managing Director Militzer & Münch Frankreich, Regional Managing Director South West Europe / Maghreb.

Emmanuel Macron hat die französische Präsidentschaftswahl für sich entschieden. Rechnen Sie dadurch mit positiven wirtschaftlichen Auswirkungen für die französische Logistikbranche insgesamt und speziell für Militzer & Münch Frankreich? 

Klar ist, dass seine Wahl zum Präsidenten positiv für das Bild von Frankreich in der Welt ist und wir alle hoffen, dass sich dieser frische Wind auch positiv auf die Wirtschaft auswirken wird. Aus Sicht von Militzer & Münch Frankreich wären eine Senkung der Unternehmenssteuer sowie eine Lockerung des französischen Arbeitsrechts durchaus zu begrüßen.

Der Handel mit den Maghreb-Staaten spielt für Europa eine immer wichtigere Rolle. Was muss Ihrer Meinung nach passieren, damit sich die Handelsbeziehungen noch schneller entwickeln können?

Ganz einfach: Wir brauchen wirtschaftliche und politische Stabilität, damit die engen Beziehungen zwischen den Maghreb-Staaten und Frankreich ausgebaut werden können. Militzer & Münch ist mit seinen Standorten im Maghreb ein wichtiger und bekannter Akteur in der Region, der alle Voraussetzungen erfüllt, um vor allem in Marokko und Tunesien zum Marktführer aufsteigen zu können.

Sind Sie häufig auf Geschäftsreisen in der Region unterwegs? Welche Rolle spielen diese Reisen?

Im Durchschnitt besuche ich jede Woche zwei Standorte in der Region, und das ist auch notwendig. Wir pflegen eine familiäre Unternehmenskultur, in der alle Manager vor Ort sehr aktiv sind und eine wichtige Vorbildrolle erfüllen.

Der Sommer steht vor der Tür – wo verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub?

Der Sommerurlaub ist für mich die Gelegenheit, mich im Kreis meiner Familie in Charente-Maritime zu erholen und einige Tage allein mit meiner Frau zu verbringen, die mich während des restlichen Jahres nicht häufig sieht.

Was ist neben Ihrem Beruf Ihre größte Leidenschaft oder Ihr schönstes Hobby? Was tun Sie, um ihre „Batterien“ wieder aufzuladen?

Ich versuche trotz der vielen Geschäftsreisen, regelmäßig Sport zu treiben und verbringe möglichst viel Zeit mit meinen fünf Kindern, um zu sehen, wie sie heranwachsen.