Früher mit dem Kamel, heute per Lkw: Seit Ende 2018 ist der berühmte Handelskorridor zwischen Afghanistan und Europa wiedereröffnet. Die nach dem blauen Halbedelstein benannte Transportroute entstand bereits vor über 5.000 Jahren und umfasst die kürzesten Land- und Seerouten zwischen Zentralasien und Europa.
Auf der Afghanistan Regional Economic Cooperation Conference im November 2017 unterzeichneten die Außenminister aller beteiligten Länder das Transport- und Transitabkommen über die Lapislazuli-Route. Dazu gehören Afghanistan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Georgien und die Türkei. Die Straßen, Eisenbahnlinien und Seewege des Handelskorridors verbinden auf kürzestem Weg Europa und die Türkei mit Afghanistan sowie Zentralasien – und über die neue Seidenstraße auch mit China.
Die Wiedereröffnung der Lapislazuli-Route soll die regionale Zusammenarbeit stärken und die wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen Asien und Europa fördern. Langfristig trägt die Initiative auch dazu bei, die afghanische Infrastruktur und Wirtschaft zu stärken.
3.000 Jahre vor Christus
Die Lapislazuli-Route ist Teil der alten Seidenstraße. Der Name ist angelehnt an die Geschichte der Handelswege, auf denen vor über 2.000 Jahren Lapislazuli (lateinisch für ‚blauer Stein‘) und andere Halbedelsteine aus Afghanistan in den Kaukasus, nach Russland, in den Balkan, nach Europa und Nordafrika exportiert wurden.
Schon seit über 6.000 Jahren bauen Menschen das wertvolle Lapislazuli-Gestein ab und exportieren es in weit entfernte Gebiete. Teile der noch heute als Lapislazuli-Route bekannten Routen zwischen Afghanistan und westlicheren Gebieten etablierten sich schon im dritten Jahrtausend vor Christus. Auf verschiedenen Routen legten Karawanen mit rund 4.000 Tieren bis zu 3.000 Kilometer weite Strecken zurück, um Lapislazuli und andere Gesteine von den afghanischen Minen bis nach Mesopotamien und Ägypten zu transportieren.
Als einzige Transportmittel eigneten sich Esel und Kamele. Während Esel die Güter sicher über die östlichen Gebirgszüge brachten, konnten die Kamele dank der Fettspeicher in den Höckern den Rest der Strecke durch die Sandwüste bewältigen. In Mesopotamien angekommen, tauschten die Händler das blaue Gestein unter anderem gegen Wolle und Getreide ein.
Lapislazuli-Route im 21. Jahrhundert
Lange Zeit war die Route wegen der mangelhaften Infrastruktur auf den Strecken und der wirtschaftlichen und politischen Instabilität der beteiligten Mitgliedsländer nicht befahrbar. Massive Investitionen in das Projekt „BRI“ (Belt and Road Initiative), mit dem China den Ausbau der neuen Seidenstraße vorantreibt, trugen zur Wiederbelebung der alten Handelsrouten bei. Hiervon profitieren auch die Projekte der Militzer & Münch Gruppe in Turkmenistan, Aserbaidschan, Georgien und der Türkei.
Heute ist die Lapislazuli-Route unter anderem für den Transport von Baumwolle, Trockenfrüchten und Sesam-Erzeugnissen interessant. Diese können nun in kürzerer Zeit über die wiedereröffneten See- und Landwege bis nach Europa geliefert werden.